dahinter aber ist das Namenlose
uns eigentlich Gebilde und Gebiet.
Mond ist uns Mann und Erde ist uns weiblich,
die Wiese scheint voll Demut, stolz der Wald;
doch über alles wandelt unbeschreiblich
die immer unentschiedene Gestalt.
Die Welt bleibt Kind; nur wir erwachsen leider.
Blume und Stern sind still, uns zuzusehn.
Und manchmal scheinen wir die Prüfung beider
und dürfen fühlen, wie sie uns bestehn.
[We say release, and radiance, and roses]
We say release, and radiance, and roses,
and echo upon everything that’s known;
and yet, behind the world our names enclose is
the nameless: our true archetype and home.
The sun seems male, and earth is like a woman,
the field is humble, and the forest proud;
but over everything we say, inhuman,
moves the forever-undetermined god.
We grow up; but the world remains a child.
Star and flower, in silence, watch us go.
And sometimes we appear to be the final
exam they must succeed on. And they do.
IMAGINÄRER LEBENSLAUF
Erst eine Kindheit, grenzenlos und ohne
Verzicht und Ziel. O unbewußte Lust.
Auf einmal Schrecken, Schranke, Schule, Frohne
und Absturz in Versuchung und Verlust.
Trotz. Der Gebogene wird selber Bieger
und rächt an anderen, daß er erlag.
Geliebt, gefürchtet, Retter, Ringer, Sieger
und Überwinder, Schlag auf Schlag.
Und dann allein im Weiten, Leichten, Kalten.
Doch tief in der errichteten Gestalt
ein Atemholen nach dem Ersten, Alten …
Da stürzte Gott aus seinem Hinterhalt.
IMAGINARY CAREER
At first a childhood, limitless and free
of any goals. Ah sweet unconsciousness.
Then sudden terror, schoolrooms, slavery,
the plunge into temptation and deep loss.
Defiance. The child bent becomes the bender,
inflicts on others what he once went through.
Loved, feared, rescuer, wrestler, victor,
he takes his vengeance, blow by blow.
And now in vast, cold, empty space, alone.
Yet hidden deep within the grown-up heart,
a longing for the first world, the ancient one …
Then, from His place of ambush, God leapt out.
TRÄNENKRÜGLEIN
Andere fassen den Wein, andere fassen die Öle
in dem gehöhlten Gewölb, das ihre Wandung umschrieb.
Ich, als ein kleineres Maß, und als schlankestes, höhle
mich einem andern Bedarf, stürzenden Tränen zulieb.
Wein wird reicher, und Öl klärt sich noch weiter im Kruge.
Was mit den Tränen geschieht?—Sie machten mich schwer,
machten mich blinder und machten mich schillern am Buge,
machten mich brüchig zuletzt und machten mich leer.
LITTLE TEAR-VASE
Other vessels hold wine, other vessels hold oil
inside the hollowed-out vault circumscribed by their clay.
I, as a smaller measure, and as the slimmest of all,
humbly hollow myself so that just a few tears can fill me.
Wine becomes richer, oil becomes clear, in its vessel.
What happens with tears?—They made me blind in my glass,
made me heavy and made my curve iridescent,
made me brittle, and left me empty at last.
ZUEIGNUNG AN M.…
geschrieben am 6. und 8. November 1923
(als Arbeits-Anfang eines neuen Winters auf Muzot)
Schaukel des Herzens. O sichere, an welchem unsichtbaren
Aste befestigt. Wer, wer gab dir den Stoß,
daß du mit mir bis ins Laub schwangst.
Wie nahe war ich den Früchten, köstlichen. Aber nicht Bleiben
ist im Schwunge der Sinn. Nur das Nahesein, nur
am immer zu Hohen plötzlich das mögliche
Nahsein. Nachbarschaften und dann
von unaufhaltsam erschwungener Stelle
—wieder verlorener schon—der neue, der Ausblick.
Und jetzt: die befohlene Umkehr
zurück und hinüber hinaus in des Gleichgewichts Arme.
Unten, dazwischen, das Zögern, der irdische Zwang, der Durchgang
durch die Wende der Schwere—, vorbei: und es spannt sich die Schleuder,
von der Neugier des Herzens beschwert,
in das andere Gegenteil aufwärts.
Wieder wie anders, wie neu! Wie sie sich beide beneiden
an den Enden des Seils, diese Hälften der Lust.
Oder, wag ich es: Viertel?—Und rechne, weil er sich weigert,
jenen, den Halbkreis hinzu, der die Schaukel verstößt?
Nicht ertäusch ich mir ihn, als meiner hiesigen Schwünge
Spiegel. Errat nichts. Er sei
einmal neuer. Aber von Endpunkt zu Endpunkt
meines gewagtesten Schwungs nehm ich ihn schon in Besitz:
Überflüsse aus mir stürzen dorthin und erfülln ihn,
spannen ihn fast. Und mein eigener Abschied,
wenn die werfende Kraft an ihm abbricht,
macht ihn mir eigens vertraut.
DEDICATION TO M.…
written on the 6th and 8th of November, 1923
(as the beginning of a new winter’s work at Muzot)
Swing of the heart. O firmly hung, fastened on what
invisible branch. Who, who gave you the push,
that you swung with me into the leaves?
How near I was to the exquisite fruits. But not-staying
is the essence of this motion. Only the nearness, only
toward the forever-too-high, all at once the possible
nearness. Vicinities, then
from an irresistibly swung-up- to place
—already, once again, lost—the new sight, the outlook.
And now: the commanded return
back and across and into equilibrium’s arms.
Below, in between, hesitation, the pull of earth, the passage
through the turning-point of the heavy—, past it: and the catapult stretches,
weighted with the heart’s curiosity,
to the other side, opposite, upward.
Again how different, how new! How they envy each other
at the ends of the rope, these opposite halves of pleasure.
Or, shall I dare it: these quarters?—And include, since it withholds itself,
that other half-circle, the one whose impetus pushes the swing?
I’m not just imagining it, as the mirror of my here-and-now
arcs. Guess nothing. It will be
newer someday. But from endpoint to endpoint
of the arc that I have most dared, I already fully possess it:
overflowings from me plunge over to it and fill it,
stretch it apart, almost. And my own parting,
when the force that pushes me someday
stops, makes it all the more near.
FÜR MAX PICARD
Da stehen wir mit Spiegeln:
einer dort ……, und fangen auf,
und einer da, am Ende nicht verständigt;
auffangend aber und das Bild weither
uns zuerkennend, dieses reine Bild
dem andern reichend aus dem Glanz des Spiegels.
Ballspiel für Götter. Spiegelspiel, in dem
vielleicht drei Bälle, vielleicht neun sich kreuzen,
und keiner jemals, seit sich Welt besann,
fiel je daneben. Fänger, die wir sind.
Unsichtbar kommt es durch die Luft, und dennoch,
wie ganz der Spiegel ihm begegnet, diesem
(in ihm nur völl
ig Ankunft) diesem Bild,
das nur so lang verweilt, bis wir ermessen,
mit wieviel Kraft es weiter will, wohin.
Nur dies. Und dafür war die lange Kindheit,
und Not und Neigung und der tiefe Abschied
war nur für dieses. Aber dieses lohnt.
FOR MAX PICARD
Here we stand with mirrors:
someone over there.…, and catch,
and someone here, not truly in agreement;
catching, though, and passing on the image
we’ve glimpsed from far off, passing this pure image
on to the other from the mirror’s gleam.
Ball-game for gods. Mirror-game, in which
perhaps three balls, or perhaps nine, will cross
and not one of them, since world began to think,
ever fell wide. Catchers that we are.
Invisible it comes through the air, and yet
how entirely the mirror meets it, this
(only within it fully realized) image,
which stays just long enough for us to judge
what force it will continue with, and where.
Just this. And for its sake was our long childhood,
and grief and inclination and deep parting
was just for this. But this is worth it, all.
FÜR HANS CAROSSA
Auch noch Verlieren ist unser; und selbst das Vergessen
hat noch Gestalt in dem bleibenden Reich der Verwandlung.
Losgelassenes kreist; und sind wir auch selten die Mitte
einem der Kreise: sie ziehn um uns die heile Figur.
FOR HANS CAROSSA
Losing too is still ours; and even forgetting
still has a shape in the kingdom of transformation.
When something’s let go of, it circles; and though we are rarely the center
of the circle, it draws around us its unbroken, marvelous curve.
DER MAGIER
Er ruft es an. Es schrickt zusamm und steht.
Was steht? Das Andre; alles, was nicht er ist,
wird Wesen. Und das ganze Wesen dreht
ein raschgemachtes Antlitz her, das mehr ist.
Oh Magier, halt aus, halt aus, halt aus!
Schaff Gleichgewicht. Steh ruhig auf der Waage,
damit sie einerseits dich und das Haus
und drüben jenes Angewachsne trage.
Entscheidung fällt. Die Bindung stellt sich her.
Er weiß, der Anruf überwog das Weigern.
Doch sein Gesicht, wie mit gedeckten Zeigern,
hat Mitternacht. Gebunden ist auch er.
THE MAGICIAN
He calls it up. It shudders and begins.
What does? The Other; all that he is not
comes into being. And the whole being turns
a sudden face, far realer than he thought.
Magician, oh endure, endure, endure!
Make equilibrium. Stand upon one scale
with all you own, and let the far side bear
It, growing to decision or denial.
The spell takes hold. He knows the scales have tipped,
the call weighs heavier. Yet his face, as though
its hour-hand and minute- overlapped,
has stopped at midnight. He is spell-bound too.
Da dich das geflügelte Entzücken
über manchen frühen Abgrund trug,
baue jetzt der unerhörten Brücken
kühn berechenbaren Bug.
Wunder ist nicht nur im unerklärten
Überstehen der Gefahr;
erst in einer klaren reingewährten
Leistung wird das Wunder wunderbar.
Mitzuwirken ist nicht Überhebung
an dem unbeschreiblichen Bezug,
immer inniger wird die Verwebung,
nur Getragensein ist nicht genug.
Deine ausgeübten Kräfte spanne,
bis sie reichen, zwischen zwein
Widersprüchen … Denn im Manne
will der Gott beraten sein.
[As once the wingèd energy of delight]
As once the wingèd energy of delight
carried you over childhood’s dark abysses,
now beyond your own life build the great
arch of unimagined bridges.
Wonders happen if we can succeed
in passing through the harshest danger;
but only in a bright and purely granted
achievement can we realize the wonder.
To work with Things in the indescribable
relationship is not too hard for us;
the pattern grows more intricate and subtle,
and being swept along is not enough.
Take your practiced powers and stretch them out
until they span the chasm between two
contradictions … For the god
wants to know himself in you.
An der sonngewohnten Straße, in dem
hohlen halben Baumstamm, der seit lange
Trog ward, eine Oberfläche Wasser
in sich leis erneuernd, still’ ich meinen
Durst: des Wassers Heiterkeit und Herkunft
in mich nehmend durch die Handgelenke.
Trinken schiene mir zu viel, zu deutlich;
aber diese wartende Gebärde
holt mir helles Wasser ins Bewußtsein.
Also, kämst du, braucht ich, mich zu stillen,
nur ein leichtes Anruhn meiner Hände,
sei’s an deiner Schulter junge Rundung,
sei es an den Andrang deiner Brüste.
[Along the sun-drenched roadside, from the great]
Along the sun-drenched roadside, from the great
hollow half-treetrunk, which for generations
has been a trough, renewing in itself
an inch or two of rain, I satisfy
my thirst: taking the water’s pristine coolness
into my whole body through my wrists.
Drinking would be too powerful, too clear;
but this unhurried gesture of restraint
fills my whole consciousness with shining water.
Thus, if you came, I could be satisfied
to let my hand rest lightly, for a moment,
lightly, upon your shoulder or your breast.
Durch den sich Vögel werfen, ist nicht der
vertraute Raum, der die Gestalt dir steigert.
(Im Freien, dorten, bist du dir verweigert
und schwindest weiter ohne Wiederkehr.)
Raum greift aus uns und übersetzt die Dinge:
daß dir das Dasein eines Baums gelinge,
wirf Innenraum um ihn, aus jenem Raum,
der in dir west. Umgieb ihn mit Verhaltung.
Er grenzt sich nicht. Erst in der Eingestaltung
in dein Verzichten wird er wirklich Baum.
[What birds plunge through is not the intimate space]
What birds plunge through is not the intimate space
in which you see all forms intensified.
(Out in the Open, you would be denied
your self, would disappear into that vastness.)
Space reaches from us and construes the world:
to know a tree, in its true element,
throw inner space around it, from that pure
abundance in you. Surround it with restraint.
It has no limits. Not till it is held
in your renouncing is it truly there.
DAUER DER KINDHEIT
(Für E.M.)
Lange Nachmittage der Kindheit.…, immer noch nicht
Leben; immer noch Wachstum,
das in den Knien zieht—, wehrlose Wartezeit.
Und zwischen dem, was man sein wird, vielleicht,
und diesem randlosen Dasein—: Tode,
unzählige. Liebe umkreist, die besitzende,
das immer heimlich verratene Kind
und verspricht es der Zukunft; nicht seiner.
Nachmitta
ge, da es allein blieb, von einem Spiegel zum andern
starrend; anfragend beim Rätsel des eigenen
Namens: Wer? Wer?—Aber die Andern
kehren nachhause und überwältigens.
Was ihm das Fenster, was ihm der Weg,
was ihm der dumpfe Geruch einer Lade
gestern vertraut hat: sie übertönens, vereitelns.
Wieder wird es ein Ihriges.
Ranken werfen sich so manchmal aus dichteren
Büschen heraus, wie sich sein Wunsch auswirft
aus dem Gewirr der Familie, schwankend in Klarheit.
Aber sie stumpfen ihm täglich den Blick an ihren gewohnteren
Wänden, jenen, den Aufblick, der den Hunden begegnet
und höhere Blumen
immer noch fast gegenüber hat.
Oh wie weit ists von diesem
überwachten Geschöpf zu allem, was einmal
sein Wunder sein wird, oder sein Untergang.
Seine unmündige
Kraft lernt List zwischen den Fallen.
Und das Gestirn seiner künftigen Liebe
DURATION OF CHILDHOOD
(For E.M.)
Long afternoons of childhood.…, not yet really
life; still only growing-time
that drags at the knees—, time of defenseless waiting.
And between what we will perhaps become
and this edgeless existence—: deaths,
uncountable. Love, the possessive, surrounds
the child forever betrayed in secret
and promises him to the future; which is not his own.
Afternoons that he spent by himself, staring
from mirror to mirror; puzzling himself with the riddle