Page 12 of The Book of Images


  And those who hear it woodenly look

  this way not at all, and what happens here

  they do their best not to learn.

  As far as the sound of my clapper reaches

  I am at home; but perhaps

  You’ll make my clapper so loud

  that no one will dare enter my distance

  who now shrinks from my nearness.

  So I can go a very long way

  without detecting girl, woman or man,

  or even a child.

  Animals I’ll try not to frighten.

  End of the poem cycle “The Voices”

  VON DEN FONTÄNEN

  Auf einmal weiß ich viel von den Fontänen,

  den unbegreiflichen Bäumen aus Glas.

  Ich könnte reden wie von eignen Tränen,

  die ich, ergriffen von sehr großen Träumen,

  einmal vergeudete und dann vergaß.

  Vergaß ich denn, daß Himmel Hände reichen

  zu vielen Dingen und in das Gedränge?

  Sah ich nicht immer Großheit ohnegleichen

  im Aufstieg alter Parke, vor den weichen

  erwartungsvollen Abenden, — in bleichen

  aus fremden Mädchen steigenden Gesängen,

  die überfließen aus der Melodie

  und wirklich werden und als müßten sie

  sich spiegeln in den aufgetanen Teichen?

  Ich muß mich nur erinnern an das Alles,

  was an Fontänen und an mir geschah, —

  dann fühl ich auch die Last des Niederfalles,

  in welcher ich die Wasser wiedersah:

  Und weiß von Zweigen, die sich abwärts wandten,

  von Stimmen, die mit kleiner Flamme brannten,

  von Teichen, welche nur die Uferkanten

  schwachsinnig und verschoben wiederholten,

  von Abendhimmeln, welche von verkohlten

  westlichen Wäldern ganz entfremdet traten,

  sich anders wölbten, dunkelten und taten

  als wär das nicht die Welt, die sie gemeint …

  Vergaß ich denn, daß Stern bei Stern versteint

  und sich verschließt gegen die Nachbargloben?

  Daß sich die Welten nur noch wie verweint

  im Raum erkennen? — Vielleicht sind wir oben,

  in Himmel andrer Wesen eingewoben,

  die zu uns aufschaun abends. Vielleicht loben

  uns ihre Dichter. Vielleicht beten viele

  zu uns empor. Vielleicht sind wir die Ziele

  von fremden Flüchen, die uns nie erreichen,

  Nachbaren eines Gottes, den sie meinen

  in unsrer Höhe, wenn sie einsam weinen,

  an den sie glauben und den sie verlieren,

  und dessen Bildnis, wie ein Schein aus ihren

  suchenden Lampen, flüchtig und verweht,

  über unsere zerstreuten Gesichter geht …

  ABOUT FOUNTAINS

  Suddenly I know a lot about fountains,

  those incomprehensible trees of glass.

  I could talk now as of my own tears,

  which I, gripped by such fantastic dreaming,

  spilled once and then somehow forgot.

  Could I forget that the heavens reach hands

  toward many things and into this commotion?

  Did I not always see unrivaled greatness

  in the ascent of old parks before the soft

  expectant evenings—in pale chants

  arising out of unknown girls

  and overflowing out of the melody

  and becoming real, and as if they must be

  mirrored in the opened ponds?

  I must only remind myself of all

  that happened both with fountains and with me,—

  then I feel also the weight of the descent,

  in which I saw again the waters:

  and know of branches that bent downwards,

  of voices that burned with small flames,

  of ponds that, feeble-minded and shunted off,

  repeated endlessly their sharp-edged banks;

  of evening skies, which from charred western forests

  stepped back totally bewildered,

  arched differently, darkened, and acted

  as though this were not the world they had envisioned …

  Could I forget that star flanking star grows hard

  and shuts itself against its neighbor globe?

  That the worlds in space only recognize each other

  as if through tears?—Perhaps we are above,

  woven into the skies of other beings

  who gaze toward us at evening. Perhaps their

  poets praise us. Perhaps some of them

  pray up toward us. Perhaps we are the aim

  of strange curses that never reach us,

  neighbors of a god whom they envision

  in our heights when they weep alone,

  whom they believe in and whom they lose,

  and whose image, like a gleam from their

  seeking lamps, fleeting and then gone,

  passes over our scattered faces …

  DER LESENDE

  Ich las schon lang. Seit dieser Nachmittag,

  mit Regen rauschend, an den Fenstern lag.

  Vom Winde draußen hörte ich nichts mehr:

  mein Buch war schwer.

  Ich sah ihm in die Blätter wie in Mienen,

  die dunkel werden von Nachdenklichkeit,

  und um mein Lesen staute sich die Zeit. —

  Auf einmal sind die Seiten überschienen,

  und statt der bangen Wortverworrenheit

  steht: Abend, Abend … überall auf ihnen.

  Ich schau noch nicht hinaus, und doch zerreißen

  die langen Zeilen, und die Worte rollen

  von ihren Fäden fort, wohin sie wollen …

  Da weiß ich es: über den übervollen

  glänzenden Gärten sind die Himmel weit;

  die Sonne hat noch einmal kommen sollen. —

  Und jetzt wird Sommernacht, soweit man sieht:

  zu wenig Gruppen stellt sich das Verstreute,

  dunkel, auf langen Wegen, gehn die Leute,

  und seltsam weit, als ob es mehr bedeute,

  hört man das Wenige, das noch geschieht.

  Und wenn ich jetzt vom Buch die Augen hebe,

  wird nichts befremdlich sein und alles groß.

  Dort draußen ist, was ich hier drinnen lebe,

  und hier und dort ist alles grenzenlos;

  nur daß ich mich noch mehr damit verwebe,

  wenn meine Blicke an die Dinge passen

  und an die ernste Einfachheit der Massen, —

  da wächst die Erde über sich hinaus.

  Den ganzen Himmel scheint sie zu umfassen:

  der erste Stern ist wie das letzte Haus.

  THE MAN READING

  I’ve read long now. Since this afternoon,

  with its rain rushing, lay against the windows.

  I’d become oblivious to the wind outside:

  my book was hard.

  I gazed into its lines as into faces

  whose looks grow dark from deep reflection,

  and around my reading the hours built up.—

  Suddenly now brightness spills upon the pages,

  and instead of the fearful word-confusion

  stands: evening, evening … everywhere upon them.

  I keep my eyes fixed, and yet the long lines

  tear apart, and the words roll away

  from their threads, to wherever they will …

  Then I know: over the overfull

  glittering gardens the skies are vast;

  the sun was to have broken through once more.—

  And now summer night sets in, as far as one can see:

  what’s dispersed collects into a few groups,

  darkly, on long paths, people wander,

  and strangely far-off, as if it meant more,

  one hears the little that still transpires.


  And when now I lift my eyes from the book,

  nothing will seem alien, everything great.

  There outside exists, what here inside I live,

  and here and there the whole of things is boundless;

  save that I weave myself still more with it

  when my gaze shapes itself to objects

  and to the grave simplicity of masses,—

  then the earth grows out beyond itself.

  It seems to encompass the entire night sky:

  the first star is like the last house.

  DER SCHAUENDE

  Ich sehe den Bäumen die Stürme an,

  die aus laugewordenen Tagen

  an meine ängstlichen Fenster schlagen,

  und höre die Fernen Dinge sagen,

  die ich nicht ohne Freund ertragen,

  nicht ohne Schwester lieben kann.

  Da geht der Sturm, ein Umgestalter,

  geht durch den Wald und durch die Zeit,

  und alles ist wie ohne Alter:

  die Landschaft, wie ein Vers im Psalter,

  ist Ernst und Wucht und Ewigkeit.

  Wie ist das klein, womit wir ringen,

  was mit uns ringt, wie ist das groß;

  ließen wir, änlicher den Dingen,

  uns so vom großen Sturm bezwingen, —

  wir würden weit und namenlos.

  Was wir besiegen, ist das Kleine,

  und der Erfolg selbst macht uns klein.

  Das Ewige und Ungemeine

  will nicht von uns gebogen sein.

  Das ist der Engel, der den Ringern

  des Alten Testaments erschien:

  wenn seiner Widersacher Sehnen

  im Kampfe sich metallen dehnen,

  fühlt er sie unter seinen Fingern

  wie Saiten tiefer Melodien.

  Wen dieser Engel überwand,

  welcher so oft auf Kampf verzichtet,

  der geht gerecht und aufgerichtet

  und groß aus jener harten Hand,

  die sich, wie formend, an ihn schmiegte.

  Die Siege laden ihn nicht ein.

  Sein Wachstum ist: der Tiefbesiegte

  von immer Größerem zu sein.

  THE MAN WATCHING

  I can see that the storms are coming

  by the trees, which out of stale lukewarm days

  beat against my anxious windows,

  and I can hear the distances say things

  one can’t bear without a friend,

  can’t love without a sister.

  Then the storm swirls, a rearranger,

  swirls through the woods and through time,

  and everything is as if without age:

  the landscape, like verses in the psalter,

  is weight and ardor and eternity.

  How small that is, with which we wrestle,

  what wrestles with us, how immense;

  were we to let ourselves, the way things do,

  be conquered thus by the great storm,—

  we would become far-reaching and nameless.

  What we triumph over is the Small,

  and the success itself makes us petty.

  The Eternal and Unexampled

  will not be bent by us.

  This is the Angel, who appeared

  to the wrestlers of the Old Testament:

  when his opponent’s sinews

  in that contest stretch like metal,

  he feels them under his fingers

  like strings making deep melodies.

  Whomever this Angel overcame

  (who so often declined the fight),

  he walks erect and justified

  and great out of that hard hand

  which, as if sculpting, nestled round him.

  Winning does not tempt him.

  His growth is: to be the deeply defeated

  by ever greater things.

  AUS EINER STURMNACHT

  Acht Blätter mit einem Titelblatt

  TITELBLATT

  Die Nacht, von wachsenden Sturme bewegt,

  wie wird sie auf einmal weit —,

  als bliebe sie sonst zusammengelegt

  in die kleinlichen Falten der Zeit.

  Wo die Sterne ihr wehren, dort endet sie nicht

  und beginnt nicht mitten im Wald

  und nicht an meinem Angesicht

  und nicht mit deiner Gestalt.

  Die Lampen stammeln und wissen nicht:

  lügen wir Licht?

  Ist die Nacht die einzige Wirklichkeit

  seit Jahrtausenden …

  1

  In solchen Nächten kannst du in den Gassen

  Zukünftigen begegnen, schmalen blassen

  Gesichtern, die dich nicht erkennen

  und dich schweigend vorüberlassen.

  Aber wenn sie zu reden begännen,

  wärst du ein Langevergangener

  wie du da stehst,

  langeverwest.

  Doch sie bleiben im Schweigen wie Tote,

  obwohl sie die Kommenden sind.

  Zukunft beginnt noch nicht.

  Sie halten nur ihr Gesicht in die Zeit

  und Können, wie unter Wasser, nicht schauen;

  und ertragen sie’s doch eine Weile,

  sehn sie wie unter den Wellen: die Eile

  von Fischen und das Tauchen von Tauen.

  2

  In solchen Nächten gehn die Gefängnisse auf.

  Und durch die bösen Träume der Wächter

  gehn mit leisem Gelächter

  die Verächter ihrer Gewalt.

  Wald! Sie kommen zu dir, um in dir zu schlafen,

  mit ihren langen Strafen behangen.

  Wald!

  3

  In solchen Nächten ist auf einmal Feuer

  in einer Oper. Wie ein Ungeheuer

  beginnt der Riesenraum mit seinen Rängen

  Tausende, die sich in ihm drängen,

  zu kauen.

  Männer und Frauen

  staun sich in den Gängen,

  und wie sich alle aneinander hängen,

  bricht das Gemäuer, und es reißt sie mit.

  Und niemand weiβ mehr wer ganz unten litt;

  während ihm einer schon das Herz zertritt,

  sind seine Ohren noch ganz voll von Klängen,

  die dazu hingehn …

  4

  In solchen Nächten, wie vor vielen Tagen,

  fangen die Herzen in den Sarkophagen

  vergangner Fürsten wieder an zu gehn;

  und so gewaltig drängt ihr Wiederschlagen

  gegen die Kapseln, welche widerstehn,

  daß sie die goldnen Schalen weitertragen

  durch Dunkel und Damaste, die zerfallen.

  Schwarz schwankt der Dom mit allen seinen Hallen.

  Die Glocken, die sich in die Türme krallen,

  hängen wie Vögel, bebend stehn die Türen,

  und an den Trägern zittert jedes Glied:

  als trügen seinen gründenden Granit

  blinde Schildkröten, die sich rühren.

  5

  In solchen Nächten wissen die Unheilbaren:

  wir waren …

  Und sie denken unter den Kranken

  einen einfachen guten Gedanken

  weiter, dort, wo er abbrach.

  Doch von den Söhnen, die sie gelassen,

  geht der Jüngste vielleicht in den einsamsten Gassen;

  denn gerade diese Nächte

  sind ihm als ob er zum ersten Mal dächte:

  lange lag es über ihm bleiern,

  aber jetzt wird sich alles entschleiern —,

  und: daß er das feiern wird,

  fühlt er …

  6

  In solchen Nächten sind alle die Städte gleich,

  alle beflaggt.

  Und an den Fahnen vom Sturm gepackt

  und wie an Haaren hinausgerissen

  in irgend ein Land mit ungewissen

  Umrissen und Flüssen.

  In alien Gärten ist dann ein Teich,
br />   an jedem Teiche dasselbe Haus,

  in jedem Hause dasselbe Licht;

  und alle Menschen sehn ähnlich aus

  und halten die Hände vorm Gesicht.

  7

  In solchen Nächten werden die Sterbenden klar,

  greifen sich leise ins wachsende Haar,

  dessen Halme aus ihres Schädels Schwäche

  in diesen langen Tagen treiben,

  als wollten sie über der Oberfläche

  des Todes bleiben.

  Ihre Gebärde geht durch das Haus

  als wenn überall Spiegel hingen;

  und sie geben — mit diesem Graben

  in ihren Haaren — Kräfte aus,

  die sie in Jahren gesammelt haben,

  welche vergingen.

  8

  In solchen Nächten wächst mein Schwesterlein,

  das vor mir war und vor mir starb, ganz klein.

  Viel solche Nächte waren schon seither:

  Sie muß schon schön sein. Bald wird irgendwer

  sie frein.

  FROM A STORMY NIGHT

  Eight Leaves with a Title Leaf

  TITLE LEAF

  The night, stirred by burgeoning storms,

  how it grew suddenly vast—,

  as if it remains otherwise folded up

  in the tiniest faults of time.

  Where the stars try to stop it, it doesn’t end there

  and doesn’t begin in the forest’s depths

  and not at my countenance

  and not with your form.

  The lamps stammer and can’t be sure:

  are we lying light?

  Has night been the one reality

  for thousands of years …

  1

  Nights like these, you can meet in the streets

  future people, thin pale

  visages which don’t recognize you

  and silently let you pass.

  Yet if they were to start talking,

  you would be one of the long-forgotten ones,

  as you stand there limply,

  long-decomposed.

  But they remain in the silence like the dead,

  although they are the ones coming.

  Future doesn’t begin yet.

  They hold only their faces into time

  and can, as under water, not really gaze;

  and if they manage to bear it a while,

  they see as if under the waves: the hurry