denselben Wind, den auch die Wolken fühlen,
die hellen Flüsse und die Flügelmühlen,
die langsam mahlend stehn am Himmelsrand.
Jetzt bin auch ich ein Ding in seiner Hand,
das kleinste unter diesen Himmeln. —Schau:
Ist das Ein Himmel?:
Selig lichtes Blau,
in das sich immer reinere Wolken drängen,
und drunter alle Weiß in Übergängen,
und drüber jenes dünne, große Grau,
warmwallend wie auf roter Untermalung,
und über allem diese stille Strahlung
sinkender Sonne.
Wunderlicher Bau,
in sich bewegt und von sich selbst gehalten,
Gestalten bildend, Riesenflügel, Falten
und Hochgebirge vor den ersten Sternen
und plötzlich, da: ein Tor in solche Fernen,
wie sie vielleicht nur Vögel kennen …
EVENING IN SKÅNE
The park is high. And as out of a house
I step out of its glimmering half-light
into openness and evening. Into the wind,
the same wind that the clouds feel,
the bright rivers and the turning mills
that stand slowly grinding at the sky’s edge.
Now I too am a thing held in its hand,
the smallest thing under this sky. —Look:
Is that one sky?:
Blissfully lucid blue,
into which ever purer clouds throng,
and under it all white in endless changes,
and over it that huge, thin-spun gray,
pulsing warmly as on red underpaint,
and over everything this silent radiance
of a setting sun.
Miraculous structure,
moved within itself and upheld by itself,
shaping figures, giant wings, faults
and high mountain ridges before the first star
and suddenly, there: a gate into such
distances as perhaps only birds know …
ABEND
Der Abend wechselt langsam die Gewänder,
die ihm ein Rand von alten Bäumen hält;
du schaust: und von dir scheiden sich die Länder,
ein himmelfahrendes und eins, das fällt;
und lassen dich, zu keinem ganz gehörend,
nicht ganz so dunkel wie das Haus, das schweigt,
nicht ganz so sicher Ewiges beschwörend
wie das, was Stern wird jede Nacht und steigt —
und lassen dir (unsäglich zu entwirrn)
dein Leben bang und riesenhaft und reifend,
so daß es, bald begrenzt und bald begreifend,
abwechselnd Stein in dir wird und Gestirn.
EVENING
Slowly the evening puts on the garments
held for it by a rim of ancient trees;
you watch: and the lands divide from you,
one going heavenward, one that falls;
and leave you, to neither quite belonging,
not quite so dark as the house sunk in silence,
not quite so surely pledging the eternal
as that which grows star each night and climbs—
and leave you (inexpressibly to untangle)
your life afraid and huge and ripening,
so that it, now bound in and now embracing,
grows alternately stone in you and star.
ERNSTE STUNDE
Wer jetzt weint irgendwo in der Welt,
ohne Grund weint in der Welt,
weint über mich.
Wer jetzt lacht irgendwo in der Nacht,
ohne Grund lacht in der Nacht,
lacht mich aus.
Wer jetzt geht irgendwo in der Welt,
ohne Grund geht in der Welt,
geht zu mir.
Wer jetzt stirbt irgendwo in der Welt,
ohne Grund stirbt in der Welt:
sieht mich an.
SOLEMN HOUR
Whoever weeps now anywhere out in the world,
weeps without cause in the world,
weeps for me.
Whoever laughs now anywhere out in the world,
laughs without cause in the world,
laughs at me.
Whoever walks now anywhere out in the world,
walks without cause in the world,
walks toward me.
Whoever dies now anywhere out in the world,
dies without cause in the world:
looks at me.
STROPHEN
Ist einer, der nimmt alle in die Hand,
daß sie wie Sand durch seine Finger rinnen.
Er wählt die schönsten aus den Königinnen
und läßt sie sich in weißen Marmor hauen,
still liegend in des Mantels Melodie;
und legt die Könige zu ihren Frauen,
gebildet aus dem gleichen Stein wie sie.
Ist einer, der nimmt alle in die Hand,
daß sie wie schlechte Klingen sind und brechen.
Er ist kein Fremder, denn er wohnt im Blut,
das unser Leben ist und rauscht und ruht.
Ich kann nicht glauben, daß er Unrecht tut;
doch hör ich viele Böses von ihm sprechen.
STROPHES
There’s one who takes all people in his hand,
so that like silt they trickle through his fingers.
He picks out the loveliest of the queens
and has them carved for him in white marble,
lying quietly in their mantle’s song;
and places the kings down beside their wives,
fashioned from the same stone as they.
There’s one who takes all people in his hand,
so that they are like bad blades and break.
He is no stranger, for he dwells in the blood
that is our life and rushes on and rests.
I cannot think he acts unjustly;
yet I hear many speaking evil of him.
The Second Book, PART ONE
INITIALE
Gieb deine Schönheit immer hin
ohne Rechnen und Reden.
Du schweigst. Sie sagt für dich: Ich bin.
Und kommt in tausendfachem Sinn,
kommt endlich über jeden.
INITIAL
Let your beauty manifest itself
without talking and calculation.
You are silent. It says for you: I am.
And comes in meaning thousandfold,
comes at long last over everyone.
VERKÜNDIGUNG
Die Worte des Engels
Du bist nicht näher an Gott als wir;
wir sind ihm alle weit.
Aber wunderbar sind dir
die Hände benedeit.
So reifen sie bei keiner Frau,
so schimmernd aus dem Saum:
ich bin der Tag, ich bin der Tau,
du aber bist der Baum.
Ich bin jetzt matt, mein Weg war weit,
vergieb mir, ich vergaß,
was Er, der groß in Goldgeschmeid
wie in der Sonne saß,
dir künden ließ, du Sinnende,
(verwirrt hat mich der Raum).
Sieh: ich bin das Beginnende,
du aber bist der Baum.
Ich spannte meine Schwingen aus
und wurde seltsam weit;
jetzt überfließt dein kleines Haus
von meinem großen Kleid.
Und dennoch bist du so allein
wie nie und schaust mich kaum;
das macht: ich bin ein Hauch im Hain,
du aber bist der Baum.
Die Engel alle bangen so,
lassen einander los:
noch nie war das Verlangen so,
so ungewiß und groß.
Vielleicht, daß Etwas bald geschieht,
das du im Traum begreifst.
Gegrüßt sei, meine Seele sieht:
du bist bereit und reifst.
>
Du bist ein großes, hohes Tor,
und aufgehn wirst du bald.
Du, meines Liedes liebstes Ohr,
jetzt fühle ich: mein Wort verlor
sich in dir wie im Wald.
So kam ich und vollendete
dir tausendeinen Traum.
Gott sah mich an; er blendete …
Du aber bist der Baum.
ANNUNCIATION
The Words of the Angel
You are not nearer God than we;
we are all far from him.
And yet how beautifully
your hands are blessed.
No woman’s ripen that way,
shimmering thus out of the sleeve:
I am the day, I am the dew,
you though are the tree.
I’m exhausted now, my way was far,
forgive me, I’ve forgotten
what He, who great in gold array
sat throned as in the sun,
gave me to tell you, you pensive one,
(space has me confused).
Look: I’m whatever is beginning,
you though are the tree.
I stretched my wings to rest them
and grew oddly vast;
now your small house overflows
with my great brocade.
And yet you are more alone
than ever and scarcely notice me;
it’s true: I am a breath inside the forest,
you though are the tree.
The angels all grow afraid,
let one another go:
never was desire like this,
so vague and great.
Perhaps something soon will happen
that you now grasp in dream.
Greetings to you, my soul now sees:
you are ready and grow ripe.
You are a great, high shining gate,
and you will open soon.
You, my song’s most cherished ear,
now I feel: my word got lost
in you as in a wood.
And so I came that way and made complete
your thousand and one dreams.
God looked at me: the light was blinding …
You though are the tree.
DIE HEILIGEN DREI KÖNIGE
Legende
Einst als am Saum der Wüsten sich
auftat die Hand des Herrn
wie eine Frucht, die sommerlich
verkündet ihren Kern,
da war ein Wunder: Fern
erkannten und begrüßten sich
drei Könige und ein Stern.
Drei Könige von Unterwegs
und der Stern Überall,
die zogen alle (überlegs!)
so rechts ein Rex und links ein Rex
zu einem stillen Stall.
Was brachten die nicht alles mit
zum Stall von Bethlehem!
Weithin erklirrte jeder Schritt,
und der auf einem Rappen ritt,
saß samten und bequem.
Und der zu seiner Rechten ging,
der war ein goldner Mann,
und der zu seiner Linken fing
mit Schwung und Schwing
und Klang und Kling
aus einem runden Silberding,
das wiegend und in Ringen hing,
ganz blau zu rauchen an.
Da lachte der Stern Überall
so seltsam über sie,
und lief voraus und stand am Stall
und sagte zu Marie:
Da bring ich eine Wanderschaft
aus vieler Fremde her.
Drei Könige mit Magenkraft,
von Gold und Topas schwer
und dunkel, tumb und heidenhaft, —
erschrick mir nicht zu sehr.
Sie haben alle drei zuhaus
zwölf Töchter, keinen Sohn,
so bitten sie sich deinen aus
als Sonne ihres Himmelblaus
und Trost für ihren Thron.
Doch mußt du nicht gleich glauben: bloß
ein Funkelfürst und Heidenscheich
sei deines Sohnes Los.
Bedenk, der Weg ist groß.
Sie wandern lange, Hirten gleich,
inzwischen fällt ihr reifes Reich
weiß Gott wem in den Schooß.
Und während hier, wie Westwind warm,
der Ochs ihr Ohr umschnaubt,
sind sie vielleicht schon alle arm
und so wie ohne Haupt.
Drum mach mit deinem Lächeln licht
die Wirrnis, die sie sind,
und wende du dein Angesicht
nach Aufgang und dein Kind;
dort liegt in blauen Linien,
was jeder dir verließ:
Smaragda und Rubinien
und die Tale von Türkis.
THE THREE HOLY KINGS
Legend
Once long ago when at the desert’s edge
the Lord’s hand spread open—
as if a fruit should deep in summer
proclaim its seed—
there was a miracle: across
vast distances a constellation formed
out of three kings and a star.
Three kings from On-the-Way
and the star Everywhere,
who all pushed on (just think!)
to the right a Rex and the left a Rex
toward a silent stall.
What was there that they didn’t bring
to that stall of Bethlehem!
Each step clanked out ahead of them,
and he who rode the sable horse
sat plush and velvet-snug.
And he who walked upon his right
was like some man of gold,
and he who sauntered on his left
with sling and swing
and jang and jing
from a round silver thing
that hung swaying inside rings,
began to smoke deep blue.
Then the star Everywhere laughed
so strangely at them,
and ran ahead and found the stall
and said to Mary:
I am bringing here an errantry
made up of many strangers.
Three kings with ancient might
heavy with gold and topaz
and dark, dim, and heathenish,—
but don’t you be afraid.
They have all three at home
twelve daughters, not one son,
so they’ll ask for use of yours
as sunshine for their heaven’s blue
and comfort for their throne.
Yet don’t straightaway believe: simply
some sparkle-prince and heathen-sheik
should be your young son’s lot.
Consider: the road is long.
They’ve wandered far, like herdsmen,
while back home their ripe empire falls
into the lap of God knows whom.
And while here, warmly like westwind,
the ox snorts into their ear,
back there they may already be bereft
and headless, for all they know.
So with your smile cast light
on that confusion which they are,
and turn your countenance
toward dawning with your child:
there in blue lines lies
what each one left for you:
Emeralda and Rubinien
and the Valley of Turquoise.
IN DER CERTOSA
Ein jeder aus der weißen Bruderschaft
vertraut sich pflanzend seinem kleinen Garten.
Auf jedem Beete steht, wer jeder sei.
Und Einer harrt in heimlichen Hoffahrten,
daß ihm im Mai
die ungestümen Blüten offenbarten
ein Bild von seiner unterdrückten Kraft.
Und seine Hände halten, wie erschlafft,
sein braunes Haupt, das schwer ist von den Säften,
die ungeduldig durch das D
unkel rollen,
und sein Gewand, das faltig, voll und wollen,
zu seinen Füßen fließt, ist stramm gestrafft
um seinen Armen, die, gleich starken Schäften,
die Hände tragen, welche träumen sollen.
Kein Miserere und kein Kyrie
will seine junge, runde Stimme ziehn,
vor keinem Fluche will sie fliehn:
sie ist kein Reh.
Sie ist ein Roß und bäumt sich im Gebiß,
und über Hürde, Hang und Hindernis
will sie ihn tragen, weit und weggewiß,
ganz ohne Sattel will sie tragen ihn.
Er aber sitzt, und unter den Gedanken
zerbrechen fast die breiten Handgelenke,
so schwer wird ihm der Sinn und immer schwerer.
Der Abend kommt, der sanfte Wiederkehrer,
ein Wind beginnt, die Wege werden leerer,
und Schatten sammeln sich im Talgesenke.
Und wie ein Kahn, der an der Kette schwankt,
so wird der Garten ungewiß und hangt
wie windgewiegt auf lauter Dämmerung.
Wer löst ihn los?…
Der Frate ist so jung,
und langelang ist seine Mutter tot.
Er weiß von ihr: sie nannten sie La Stanca;
sie war ein Glas, ganz zart und klar. Man bot
es einem, der es nach dem Trunk zerschlug
wie einen Krug.
So ist der Vater.
Und er hat sein Brot
als Meister in den roten Marmorbrüchen.
Und jede Wöchnerin in Pietrabianca
hat Furcht, daß er des Nachts mit seinen Flüchen
vorbei an ihrem Fenster kommt und droht.
Sein Sohn, den er der Donna Dolorosa
geweiht in einer Stunde wilder Not,
sinnt im Arkadenhofe der Certosa,
sinnt, wie umrauscht von rötlichen Gerüchen:
denn seine Blumen blühen alle rot.
IN THE CERTOSA
Each member of the white brotherhood
guilelessly plants his devout little garden.
On each bed it states who each one is.
And one of them waits in secret isolation,
knowing that in May
the impetuous bloomings will be for him
an image of his stifled strengths.
And his hands hold, as if grown tired,
his brown head, which is heavy from the force
that rolls impatiently through the dark,
and his robe, which in folds, full and woolen,
flows to his feet, is stretched taut
around his arms, which, like strong shafts,